Zu trauern heißt, geliebt zu haben.
Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen, eines Tieres oder auch einer Arbeitsstelle.
Allerdings gibt es viele falsche Vorstellungen in Bezug auf Trauer, die es schwierig machen, mit ihr gut umzugehen. Die gängigen Ideen, wie man trauern soll, können zu einem Gefühl von Versagen führen, wenn man sich anders fühlt, als „angegeben“.
Lass uns einige der häufigsten Mythen anschauen und die Wahrheit ans Licht bringen.
1. Mythos: Trauer verläuft in 5 festgelegten Phasen.
Dieses Modell wurde von Elisabeth Kübler-Ross entwickelt.
Ihre Phasen: Leugnung, Wut, Verhandeln, Depression, Akzeptanz. Diese sollten nacheinander durchlaufen werden, um einen „gesunden“ Trauerprozess zu absolviert zu haben.
Wahrheit: Jeder Mensch reagiert auf Trauer anders und verarbeitet sie auf seine eigene Weise. Obwohl es gemeinsame Merkmale gibt, gibt es keinen einheitlichen Prozess, den jeder durchläuft. Manchmal kann die emotionale Achterbahnfahrt einen an einem Tag durch alle der beschriebenen Phasen führen.
2. Mythos: Trauer sollte in einem bestimmten Zeitraum abgeschlossen sein.
Im Gesundheitssystem der USA gilt derzeit jemand als krank, wenn er nach 4 Wochen noch trauert. Wie unmenschlich diese Vorstellung ist, weiß jeder, der einen Verlust erlebt hat. Es gibt nicht den richtigen Zeitraum, wie lange man nur trauern sollte.
Wahrheit: Trauer hat keine Zeit. Manche Menschen brauchen Monate, andere Jahre, um den Abschied zu verarbeiten. Wichtig ist, sich da nicht unter Druck zu setzen. Manchmal bleibt sie als ein Gefühl das ganze Leben lang zurück. Auch, wenn man wieder neue Lebensfreude gewonnen hat.
3. Mythos: Starke Emotionen sind ein Zeichen von Schwäche.
Wahrheit: Trauer kann wie eine große Welle am Meer sein. Wenn man sich gegen sie stemmt, fällt man um. Ein Verlust kommt mit vielen Gefühlen einher: Traurigkeit, Ärger, Ohnmacht, Sehnsucht, Hadern, Selbstmitleid, Liebe, Schuld und ein Gefühl von Akzeptanz.
Es ist wichtig, diese Emotionen wahrzunehmen und, wenn möglich, auch kreativ, auszudrücken. Viele wunderbare Gedichte, Geschichten und Bilder sind aus einer Trauer heraus entstanden. Damit taucht man durch die Welle durch, statt von ihr umgeworfen zu werden.
4. Mythos: Man darf andere Menschen, privat und beruflich, nicht mit der eigenen Trauer belasten.
Wahrheit: Manchmal kann der Eindruck entstehen, die anderen wollen von dem eigenen Schmerz um den Verlust nichts mehr hören.
Dennoch ist es so, dass die Unterstützung von Freunden, Bekannten und Familie ein wichtiger Aspekt ist, um die Trauer zu verarbeiten.
Das Teilen von Gedanken und Gefühlen kann die Verbundenheit verstärken und so den Schmerz mindern. Und, ein weiterer positiver Nebeneffekt. Die anderen lernen gleich mit, wie man den Verlust und die damit verbundene Trauer, den jeden Menschen trifft, verarbeiten kann.
5. Mythos: Trauer verhindert den Erfolg und das Vorankommen im Leben.
Gerade im beruflichen Kontext kann zu trauern die Sorge auslösen, nicht mit voller Kraft präsent zu sein und damit Chancen zu verpassen.
Wahrheit: Wenn wir begreifen, dass wir sterben werden, und das Begreifen bringt der Verlust mit sich, entsteht, so der Philosoph Wilhelm Schmid, ein Lebensabschnitt, der eine Gestaltungsaufforderung hat, der man nachkommen kann oder auch nicht.
Trauer kann eine transformierende Erfahrung sein, die in den Fokus rückt, was einem wirklich wichtig ist.
Neue Prioritäten zu setzen geben dem Leben mehr Qualität und Sinn. So hilft Trauer auch, sich persönlich zu entwickeln und resilienter zu werden.
6. Mythos: Trauer in all seinen Facetten entsteht nur durch den Verlust eines Menschen.
Wahrheit: Die seelischen und körperlichen Auswirkungen von Trauer sind bei emotional belastenden Verlusten ähnlich.
Schlafstörungen, das Gefühl, neben sich zu stehen, innere Unruhe, Brainfog, starke Problemorientierung, – das und einiges mehr kann die Folge von Trauer sein.
Eine plötzlich gekündigte Arbeit, die oft mit dem Verlust von Identität, eigner Bedeutsamkeit und Alltagsstruktur einhergeht, ein verstorbenes Haustier, der Verlust einer geliebten Aufgabe – all das kann Trauerreaktionen hervorrufen und erst genommen werden.
7. Mythos: Zeit heilt alle Wunden.
Wahrheit: Zeit kann helfen, mit dem Verlust zu leben, aber die Zeit allein wird die Trauer nicht lindern. Die eigene Trauer braucht ihre ganz persönliche Dauer der Verarbeitung und Integration.
Oft kann es hilfreich sein, sich eine Psychologin oder einen Coach zu suchen, um neue Perspektiven in der Verarbeitung der Trauer zu bekommen.
Zu lernen, dass man seine eigene Geschichte ohne die geliebte Person schreiben kann, ohne sie aus dem Herzen zu verlieren, kann dabei sehr befreiend sein.
8. Mythos: Es gibt nur eine richtige Art zu trauern.
Wahrheit: In der Psychologie kann man 8 unterschiedliche Formen identifizieren, wie Menschen mit Trauer umgehen.
Ich habe sie für dich in Archetypen der Trauer übersetzt. Archetypen sind allgemeingültige Bilder, die in vielen Kulturen vorkommen und eine Haltung im Leben und im Umgang mit Problemen beschreiben.
Wenn du mein Quiz machst, kannst du herausfinden, ob du die Weise, die Priesterin, die Alchemistin, die Zerrissene, die Jägerin, die Mondfrau, die Ertrinkende und die Maskenträgerin bist.
Für jeden Archetypen und jede Art der Trauer gibt es bewährte und sehr individuelle Wege, um den Verlust zu verarbeiten und das Leben wieder voller Freude zu gestalten.