Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist ganz einfach zu beantworten: 42.
In dem witzigen Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams hat der Supercomputer Deep Thoughts dieses Ergebnis endlich nach 7,5 Millionen Jahren ermittelt.
Aber vielleicht ist die Frage nach dem Sinn des Lebens doch nicht ganz so einfach zu beantworten. Oder wie siehst du das?
Nach dem Sinn fragt man sich erst später
Wenn wir dem Psychologen Abraham Maslow glauben können, wenn er aus der von ihm entwickelten Bedürfnishierarchie heraus argumentiert, stellen wir uns die Frage nach dem Sinn erst, wenn alle anderen Grundbedürfnisse, wie Sicherheit, Zugehörigkeit und Selbstbewusstsein, befriedigt sind.
Er ist der Auffassung, dass, erst wenn Unterkunft und Nahrung sichergestellt sind und unser Wunsch nach sozialen Kontakten befriedigt ist, dann erst entstünde das Bedürfnis, Sinn erleben zu wollen.
Vorher seien wir einfach zu viel damit beschäftigt, einen Job zu finden, ein Haus zu bauen oder eine Familie zu gründen. Das, was Maslow meint, erlebe ich bei meinen Kund:innen. Wenn alles erreicht ist, was durch die gesellschaftliche Norm vorgegeben ist, taucht dann erst die Frage nach dem Sinn des Lebens auf. „Und jetzt?“
Eigentlich fängt hier die freie Gestaltung des eigenen Lebens an, was aber oft bei den meisten ein Gefühl von Leere oder Unbehagen auslöst. Die Leitplanken der Gesellschaft, die Lebensläufe vorgeben, fallen plötzlich weg. Emotional führt das zu einer Orientierungslosigkeit, beschreiben viele.
„Frei sein heißt zum Freisein verurteilt sein.“ Jean-Paul Sartre
Wenn man wirklich die freie Wahl hat, was genau will man denn eigentlich? Und traut man sich am Ende, den eigenen Wünschen zu folgen?
Werte sind Fixsterne für ein sinnvolles Leben
Die Frage, was einem wichtig ist, lässt sich leicht beantworten, würde der Psychotherapeut Uwe Böschmeyer sagen. Er lädt dazu ein, die persönlichen, grundlegenden Werte herauszufiltern.
Werte sind Fixsterne, die uns die Motivation schenken, loszugehen. Mit ihnen hast du einen Kompass für den Sinn deines Lebens in der Hand.
Ich finde das Wissen um die eigenen Werte genial, weil sie helfen, sich selbst zu steuern und so Kraft und Richtung schenken.
Jeder Mensch hat ca. 8 zentrale Werte, die ihn sein Leben lang leiten und sogar seine Mikroentscheidungen beeinflussen.
Ist Familie mir wichtig, werde ich mir z. B. eine Beziehung wünschen, in der auch Kinder Platz haben. Ist Status entscheidend, wird man, erst einmal unbewusst, dafür sorgen, dass man eine Position in der Firma erreicht, wo man einen ansprechenden Titel und ein hervorragendes Gehalt bekommt.
Für mich ist Neugier ein zentraler Fixstern – du kannst dir vorstellen, dass dieser Wert in meiner Berufung als Psychologin & Business Coach & Medium immer wieder sehr befriedigt wird und mich damit glücklich macht.
Und das ist der „Trick“ mit den Werten. Wenn unsere Werte im Alltag weitestgehend erfüllt sind und immer wieder erfüllt werden, erleben wir das Gefühl von Sinn.
Sinn ist nicht, Sinn wird gemacht
Vor langer Zeit hat mich das Buch von dem Psychologen Victor Frankl, „Und trotzdem Ja zum Leben sagen“, sehr beeindruckt. Er war im KZ inhaftiert und hat trotz der furchtbaren Situation die Hoffnung und den Lebensmut nicht verloren.
Wie ihm das gelang, und auch andere Mithäftlinge von seiner Haltung überzeugte, das beschreibt er in seinem Buch. Er half ihnen und sich selbst, diese Zeit psychisch relativ gesund zu überleben, was an sich schon fast unfassbar erscheint.
Frankl ist überzeugt, dass Sinn ist nicht etwas ist, was man suchen muss, sondern dass Sinn etwas ist, was man selbst gestaltet. Es fange damit an, die Schönheit in den kleinen Dingen zu suchen. Dankbarkeit zu üben, wäre ein weiterer Schritt. Für andere da zu sein, ein weiterer.
Wenn du Lust hast, lege dir doch ein Glückslogbuch an und schreibe dir täglich drei Dinge auf, für die du dankbar ist. Das kann auch die leckere Tasse Kaffee sein. Aus diesen kleinen Goldkörnchen wird dann ein dicker Klumpen Glück, der auch zu einem Gefühl von Sinnhaftigkeit führen kann.
„Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden!“ Zitat Frankl
Sinn wird vor der Inkarnation festgelegt
In vielen spirituellen Traditionen gibt es die Vorstellung, dass die Seele immer wieder neu geboren wird. Bevor sie wieder in einem Körper inkarniert, würde sie festlegen, welche Lernerfahrungen sie auf der Erde machen möchte.
Die Seelenaufgabe, also der Sinn und Zweck der erneuten Inkarnation, ist damit vor der Geburt festgelegt. Dieser Plan kann aber durch Entscheidungen im Leben modifiziert werden.
Dennoch liegt dem zugrunde, dass jeder Mensch in seinem Leben mit seiner Aufgabe gleichzeitig den Sinn seines Lebens vorformuliert hat. Durch Meditation und Seelenreisen zur Akasha Chronik oder zum Tempel der Weisheit bekommen wir wieder einen Einblick für diese Aufgabe.
Joseph Campbell glaubt auch daran, dass wir uns auf einen für uns vorbereiteten Weg begeben. In dem wir das Tun, kommen Menschen und Gelegenheiten in unser Feld. Er appelliert, den Mut zu haben, die offenen Türen zu erkennen und zu durchschreiten.
Carpe Diem – Sinn entsteht durch aktive Gestaltung des Tages
Lange hatte ich ein kleines Bild in meiner Wohnung, auf dem Carpe Diem, pflücke (oder nutze) den Tag stand. Er erinnerte mich daran, jeden Tag aktiv anzugehen, statt ihn zu erdulden. Es half mir, im Moment zu sein, ihn zu genießen und mir zu überlegen, was ich denn gern diesen Tag erleben wollte.
Cape Diem holt einen aus der Opferhaltung und hilft, zur Gestalter:in oder Schöpfer:in von dem eigenen Lebens zu werden.
Ein klein wenig liegt im Hintergrund die Haltung „Memento Mori – denke daran, dass du sterblich bist“. Damit wird, finde ich, die Lebenszeit kostbarer und man kann sich entscheiden, wofür man sie nutzen will.
Vermutlich gefällt mir daher die Aussage von dem Philosophen Wilhelm Schmid so gut. Er meint, an einem Punkt im Leben begreifen wir, dass unser Leben in dieser Form aufhört. Und damit entsteht ein Lebensabschnitt, der, so Schmid, eine Gestaltungsaufforderung hat, der man nachkommen kann oder auch nicht. Du ahnst bestimmt, wofür ich mich entscheide.
Wie entscheidest du dich?
Sinn entsteht, in dem wir lieben
Liebe ist die Höchste von allen, steht im 1. Korinther 13 der Bibel, neben Glaube und Hoffnung.
Ich denke, Liebe ist das Gefühl, das uns über uns selbst und unser Ego-Bewusstsein erhebt.
Wer liebt, will, dass es dem anderen besser geht. Das wissen nahezu alle Eltern, dass sie, wenn sie, da sie ihre Kinder lieben, über sich hinauswachsen.
Menschen empfinden Liebe zu Menschen, zu Tieren und auch zur Welt. Liebe bringt Verantwortung mit sich, etwas zur positiven Entwicklung des geliebten Wesens beizutragen. Zu Lieben erzeugt Sinn im Leben, weil es gleichzeitig einen Anker für unser Leben durch die Verbundenheit schafft.
Dazu habe ich mal eine kleine Geschichte gelesen: Eine Frau, die ihre Wohnung krankheitsbedingt nicht mehr verlassen konnte, klagte mehr und mehr und ihre Unzufriedenheit wuchs nachvollziehbar.
Als sie ihr Leid einer Pastorin klagte, meinte diese, ob sie sich nicht vorstellen könne, für Menschen zu beten, denen es gerade schlecht ginge. Die Frau tat es und ihr eigenes Gefühl wandelte sich.
Liebe erzeugt ein Gefühl von Verbundenheit. Und sich verbunden zu fühlen, führt wiederum zu dem Empfinden, ein sinnvolles Leben zu haben.
Welchen Weg, um deinen Sinn zu finden, wirst du einschlagen?
Hör zum Thema Sinn auch meine Podcastfolge 154
Der Weg der Liebe ist der förderlichste Weg. Liebe ist die Kraft der Evolution. Jedes Lebewesen hat einen Selbsterhaltungstrieb. Ein Instinkt der dafür sorgt, dass die eigene Art überlebt. Eine Intelligenz die davon überzeugt ist, dass seine eigene Art es Wert ist am Leben zu sein. Sich als so wertvoll zu betrachten kommt der Selbstliebe gleich. Sich zu verlieben führt bestenfalls dazu, dass man sich reproduziert. Liebe ist Evolution.