Eine Krebserkrankung stürzt einen Menschen in eine Krise, die von vielen Ängsten begleitet ist – da lässt sich nichts schönreden. Und gleichzeitig kann man einiges tun, um gut durch diese herausfordernde Zeit zu kommen. Ein Schlüssel dafür ist, was eine Kollegin mal zu mir sagte, als wir gemeinsam als Psycho-Onkologinnen in einer onkologischen Rehaklinik auf Föhr arbeiteten. „Nur einem sprechenden Menschen kann geholfen werden!“ Wer über seine Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse spricht, hat eher die Chance, sein Leben zu gestalten und diese Krise zu bewältigen, anstatt von Ängsten und Ohnmachtsgefühlen getrieben zu werden. Es ist völlig menschlich, auch gerade angesichts einer Krebserkrankung, Angst zu haben. Wichtig ist nur, wie man damit umgeht.
Was ist Angst eigentlich?
Angst ist ein Gefühl. Die Angst ist ein Wächter, der den Menschen vor etwas warnt, was er vielleicht bisher nicht wahrnimmt. Manche sagen auch, Angst entsteht, wenn das Ego/das Ich gefährdet wird, weswegen man ungern in Situationen ist, wo man das Gesicht oder gar sein Leben verlieren könnte.
Der Wächter sagt im Grunde nur: “Sei vorsichtig. Ich nehme etwas wahr, was ungewohnt für dich ist. Deine Komfortzone ist gefährdet.“
Das Gefühl der Angst wird oft als Enge im Hals oder als Knoten im Bauch wahrgenommen. Feuchte Hände, Herzrasen, ein leichter Tunnelblick, das gibt es oft gratis dazu. Der Körper ist im Alarmzustand, der sich bis in den Schlaf hinein mit unruhigen Nächten und dem Erwachen zwischen 2 und 4 Uhr bemerkbar macht.
Angst mag keine Entspannung
Die Angst ist ja ein Wächter, der unter Adrenalin steht und wie ein Murmeltier sehr aufmerksam Wache hält. Die Murmeltiere wechseln sich übrigens bei der Beobachtung der Gegend auf Feinde hin immer ab, damit sie auch in die Entspannung kommen. Wir haben keine Ablösung und müssen es selbst in unserem Alltag unterbringen.
Je gestresster wir sind, desto schneller erleben wir Angst. Das ist einer der Gründe, warum aktive Entspannung, wie Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, so wirksam bei Ängsten ist. Sie treten dann einfach seltener auf, weil das Nervenkostüm weniger gereizt und angespannt ist. Und durch regelmäßige Entspannung fahren wir gar nicht erst so hoch, um an die Angstschwelle zu geraten.
Was unterscheidet Angst von Panik?
Das Gefühl von Panik entsteht durch gesteigerte Angst. Es tritt plötzlich auf und ist von kurzer Dauer. Eine Panikattacke dauert in der Regel nur wenige Minuten, bis sie vorübergeht. Menschen beschreiben Panik meist dann, wenn die Angst vor der Angst entsteht. „Was ist, wenn ich wieder Angst kriege, was ist, wenn ich mich dann nicht auf meine Aufgabe konzentrieren kann. Was ist, wenn ich wie angenagelt vor Angst stehen bleiben muss etc. etc.“ Die Gedankenkreisläufe verstärken den Stress, was dann eher zu dem Gefühl von Panik und Kontrollverlust führt.
Es wird auch gesagt, dass der Auslöser für Panik diffuser wahrgenommen wird, als der von Angst, der konkreter ausgedrückt werden kann.
Und auch hier: Stress ist immer ein Auslöser für eine Panikattacke.
Je eher man also Strategien im Umgang mit Stress entwickelt, desto seltener hat man eine Panikattacke. Stress kann man mit den oben genannten Methoden auf der körperlichen Ebene reduzieren.
Den mentalen und emotionalen Stress bekommt man in den Griff, in dem man darüber spricht. Zum einen mit Partnerinnen, Freund:innen, Kindern. Aber auch, da sie emotional nicht verwickelt sind, auch mit Psychologinnen, um emotionalen Druck loszuwerden und Lösungen zu finden.
Ein weiterer Vorteil übrigens, da viele sagen, sie wollen ihr Umfeld nicht belasten, ist, dass man einer Psychologin sozial nicht verpflichtet ist. Da fällt es leichter, Dinge auszusprechen, die man in der Familie nicht sagen würde, und sei es, um sie nicht zu beunruhigen.
Typische Ängste bei Krebserkrankungen
Für viele Menschen, die an Krebs erkranken, steht die Angst vor dem Tod auf Platz 1. Das Zurücklassen müssen geliebter Menschen oft auf Platz 2. Dann, auf Platz 3, das Sterben an sich, wie man Angst hat, es könne schmerzhaft sein.
Was sind deine Top 3?
Weitere Sorgen oder Ängste sind der Verlust von Attraktivität und Leistungsfähigkeit. Oft, wenn z.B. die Brust abgenommen wurde, stellt sich die Frage nach Weiblichkeit neu. Auch das Thema Sexualität bekommt eine neue Bedeutung.
Dazu kommt die Angst vor den Behandlungen, davor, im Krankenhaus ausgeliefert zu sein, aber auch die Sorge, ob man die richtigen Entscheidungen trifft.
Oft wird darüber gegrübelt, ob und wie man jemals wieder in den Job bewältigen kann, insbesondere, wenn durch die Chemotherapie die körperlichen und mentalen Kräfte minimiert sind.
Angst ist wie ein Kreisverkehr
Sicher kennst du das Grübeln, das kein Ende findet und dir den Schlaf raubt. Oder derselbe Gedanke wird wieder und wieder gedacht. „Alle Ängste und Sorgen geben sich die Hand und drehen sich wie im Kreis um mich, aus dem ich nicht herauskomme“, beschrieb es mal eine Patientin.
Hier gibt es mehrere Lösungen:
Der Grübelpott:
Gönne dir einmal am Tag 10 – 15 Min., wo du dich hinsetzt und an alles denkst, was dir Sorge bereitet. Du kannst es auch aufschreiben. Den Rest des Tages hältst du dir innerlich ein Stoppzeichen hoch und erlaubst dir nicht mehr, weiterzugrübeln. Es braucht ein wenig Übung, aber bei den meisten Menschen wirkt es super.
Raus aus dem Kreisverkehr:
Meist beginnen die Gedanken, die zu Sorgen und Ängsten führen mit: Was ist, wenn… Damit kann man viele Runden im Gedanken-Karussell verbringen, ohne zur Ruhe zu kommen. Deine Aufgabe ist nun, jeden Gedanken zu Ende zu denken. Was ist, wenn die Chemo nicht greift. Was ist, wenn ich nicht wieder in den Job komme? Was ist, wenn ein Rezidiv kommt? Was ist, wenn … Auch wenn das nicht immer einfach ist, aber es wirkt, weil das Gehirn eine Antwort bekommen hat. Meist stellt man dann fest, dass vermutlich alles gar nicht so schlimm wird, wie man es sich ausgemalt hat. Dann beruhigt sich der Geist und die Seele.
Gib der Angst ein Gesicht
Wir erleben Ängste da oft als diffus. Daher ist es hilfreich, der Angst eine Form zu geben. Sehr bewährt hat sich, wenn man sich überlegt, wenn die Angst ein Tier wäre, welches es für eine ist. Oft sind es Spinnen, Krokodile, Quallen. Tiere, die dem Menschen irgendwie unangenehm sind. Die Aufgabe ist, sich dann dieses Tier zu kaufen. Du findest eine große Auswahl in der Kinderabteilung.
Das Tier sollte nicht zu klein sein. Tiere von Steiff oder anderen Firmen sind ideal, da sie auch weich sind.
Und jetzt fängt es an, wo die meisten sagen: “Das ist aber komisch.“. Du setzt dir das Tier, das deine Angst symbolisiert, gegenüber, und beginnst ein Gespräch mit ihm. Es dürfen selbstverständlich auch Schimpfwörter fallen. Sag dem Tier alles, was du von ihm hältst. Dass es nervt, dich in Ruhe lassen soll, dir nicht den Schlaf rauben soll etc.
Ich habe als Psycho-Onkologin auf der schönen Insel Föhr gearbeitet. Die Angst-Tiere sind auch schon mal an einem langen Band von der Fähre aus kielgeholt – durchs Wasser gezogen worden. Man kann drauftreten, es an die Wand schmeißen. Oft stand das Angst-Tier nachts vor den Zimmern – was für einen besseren Schlaf sorgte.
Krise als Chance?!
Eine der überraschendsten Aussagen von Patient:innen für mich in meiner Arbeit als Psycho-Onkologin war, wenn ich sie ein Jahr später wiedersah, dass sie (fast) dankbar waren, die Krankheit bekommen zu haben. Weil die Auseinandersetzung mit der Krebserkrankung dazu geführt hatte, sich neu zu überlegen, was in ihrem Leben wirklich wichtig ist. Es hätte zu einer erhöhten Lebensqualität und Glück beigetragen.
Viele berichteten, auf den unterschiedlichsten Ebenen aufgeräumt zu haben – in der Wohnung, bei der Arbeit, aber auch in Beziehungen und Freundschaften. Die Gespräche mit mir hätten ihnen geholfen, ihre Angst zu bewältigen, und klarer zu spüren, was sie wirklich wollen. Darüber hinaus, erkannt zu haben, was sie machen können, ihr Leben gut zu gestalten.
Wie kann ich dir weiterhelfen?
Ich bin Diplom-Psychologin, Gestalt- und Traumatherapeutin (EMDR) und Psycho-Onkologin. Viele Menschen kommen zur Kurzzeittherapie zu mir in meine Privatpraxis. Einige auch, weil sie die Zeit, bis sie einen Psychotherapieplatz bekommen, überbrücken wollen.
Ich arbeite auch, wenn du es willst, auf der spirituellen Ebene mit dir, denn eine Krankheit hat viele Dimensionen.
Die Zusammenarbeit mit mir auf dieser Ebene ist übrigens ein Geheim-Tipp und steht nicht auf der Webseite 😇
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