Die meisten Menschen nehmen sich zum Jahreswechsel vor, mehr „Nein“ zu sagen, um Überarbeitung zu vermeiden oder ihre Grenzen anderen Menschen gegenüber klarzumachen. Von daher verblüffte es einige meiner Freund:innen, als ich ihnen erzählte, dass mein Wort des Jahres „JA“ sein würde.
Wozu ist es überhaupt gut, ein Wort zu wählen, wirst du dich fragen. Letztes Jahr hatte ich das Wort Vertrauen gewählt. Es ist wie ein Motto für das Jahr oder ein Stern, den man als Fokus für das ganze Jahr folgt.
Meine Haltung, mich auf Vertrauen in das Leben hinein zu setzen, hat mir 2022 privat und beruflich viele neue Türen geöffnet, die ich sonst vielleicht gar nicht gesehen hätte. Auch half es mir, angesichts von Corona, Krieg, Klimawandel und befürchteter Wirtschaftskrise mich nicht ohnmächtig zu fühlen, sondern handlungsfähig zu bleiben. So konnte ich immer, wie ich es nenne, in den Raum der Lösungen eintreten, statt mich zu lange in dem der Probleme aufzuhalten und schauen, was ich tun kann. Der Fokus auf das Vertrauen hat so, auf psychologisch gesprochen, meine Selbstwirksamkeit gesteigert.
Ich will einfach mehr JA sagen
Das erste Mal, als ich die befreiende Wirkung des „JA“ spürte, war, als ich vor Jahren mal Improtheater gemacht habe. Es ist eine der Grundbedingungen beim Impro, zu allem Ja zu sagen, was auf dich zukommt. Es gilt, mitzumachen und dich einzulassen, ohne großen Widerstand aufzubauen.Widerstand kostet, im psychologischen Sinn, Kraft. Es ist der kleine Ärger, der entsteht, wenn die Dinge nicht so laufen oder sind, wie man es sich selbst wünscht oder vorstellt. Widerstand dieser Art führt bei vielen Menschen zu muskulären Verspannungen, Bluthochdruck oder Magenschmerzen.
Ich hatte keine Lust mehr auf meine eigenen kleinen Widerstände. Ich wollte mich nicht mehr aufregen, wenn jemand über meine Zeit verfügt, sich z. B. ein kostenfreies Kennenlerngespräch buchte, um es dann ohne Absage nicht wahrzunehmen. Ich wollte mich nicht mehr ärgern, wenn Freunde im letzten Moment unsere Verabredung absagen oder ich länger irgendwo in der Schlange stehen und warten musste.
Du merkst schon, meine Widerstände haben viel mit Freiheit zu tun und den Zugriff auf meine Zeit, die mich nervt. Einer meiner Werte ist Unabhängigkeit und diese Situationen erhöhen meine Abhängigkeit. Und wenn Werte nicht erfüllt werden, erzeugt es nicht nur bei mir, sondern bei allen Menschen, Ärger und Widerstand.
Ich will nicht Pippi Langstrumpf sein
Nur bin ich nicht wie Pippi Langstrumpf und mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Ich will es auch als Erwachsene nicht sein. Ich möchte der Welt mit mehr Hingabe begegnen und mein JA hilft mir dabei. Es macht mich flexibler, auch im Umgang mit konfliktträchtigen Situationen. Es führt zu guter Laune, ohne dass ich naiv die Welt durch eine rosarote Brille betrachte und Teile meiner erlebten Realität ausblende.
Wenn ich die Welt so machen könnte, wie ich wollte, gäbe es mehr Liebe, weniger Krieg, mehr Gerechtigkeit, weniger Hunger, mehr Sinnhaftigkeit, weniger Gewalt und mehr Kreativität, um mit den Herausforderungen umzugehen, und weniger Ohnmacht, die zu wütendend Handlungen führt.
Als 14-jährige dachte ich, man müsse doch mehr Einfluss auf alles nehmen, bis ich erkannte, dass ich punktuelle Einfluss nehmen kann, aber nur aus meiner Stärke heraus. Das mache ich heute mit großer Freude als Psychologin, Business-Mentoring und spiritueller Begleiterin. Ich helfe Menschen, in ihre eigene Stärke zu kommen, und wenn sie dann ein Pferd hochheben können, umso besser ;-).
Mein JA wurde schon auf die Probe gestellt
Und ich hatte schon einige Gelegenheiten, mein JA zu prüfen. Eine Kundin wollte ihr Geld nach einer Karma Love Reise zurück, weil sie, nachdem ich die Seelenreise durchgeführt und ihr das Audio geschickt hatte, fand, ich hätte es am falschen Tag gemacht. Als wäre Zeit eine Dimension in der Geistigen Welt. Und weißt du, was ich tat? Ich sagte ja, klickte auf den Button im System und sie bekam ihr Geld zurück. Möge sie glücklich sein.
Ich hätte mich aufregen können, hätte schlaflose Nächte gehabt, weil ich mich über so viel Frechheit geärgert hätte. Und, all das habe ich nicht. Ganz im Gegenteil, ich bin frei. Was immer sie bewegt haben mag, mich zu buchen, dann die Leistung anzunehmen und sie dann nicht zu bezahlen, weiß ich nicht.
Macht aber nichts, denn ich baue auch hier keinen Widerstand mehr auf. Warum? Es ist zu nichts gut. Außerdem macht es schlechtes Karma für den Menschen, der so handelt. Nebenbei bemerkt hatte ich, was meine spirituelle Arbeit angeht, noch nie unzufriedene Kund:innen, sondern höchst dankbare, weil sich so viel für sie gelöst und verändert hat.
JA zu sagen, heißt auch loszulassen von meiner Vorstellung, wie alles zu sein hat oder wie ich es mir wünsche. Es fühlt sich an wie eine Einwilligung in das Leben. Vielleicht ist das eine tiefere Ebene des Vertrauens, das Wort, welches mich 2022 begleitete.
JA zu sagen macht glücklich
Die ersten Effekte, die ich mit dem JA gemerkt habe, sind, dass ich mich besser fühle. Die meisten finden, dass ich eine Frohnatur bin, und dass meine Freude ansteckend ist. Aber das JA entspannt mich interessanterweise auf einer tiefen Ebene und es steigt ein Gefühl von Glück in mir auf. Das heißt nicht, dass ich alles akzeptiere und mit mir machen lasse. Dennoch hilft es mir, mich noch viel seltener zu ärgern oder aufzuregen. Ganz im Gegenteil, ich willige ein in das, was ist. Und gewinne so die Freiheit der Entscheidung statt in der Starre des Widerstands zu verharren.
Ja, gerade braucht der Mensch im Fahrradladen viel länger Beratung, als für den Moment aus meiner Sicht nötig ist, weil der Verkäufer ihm schon dreimal gesagt hat, dass sein Wunsch wegen Lieferstopp nicht erfüllbar ist. Ich will nur einen Termin für die Inspektion holen – ich kann entscheiden, entspannt abzuwarten, bis das Bedürfnis des Kunden vor mir befriedigt ist, oder ich kann auch später wiederkommen.
Stattdessen sagte ich JA zu der Situation (und du kannst dir sicher sein, ich warte ungern und werde spröde, wenn ich mit dem Auto im Stau stehe), und beobachte einfach, was in mir und außerhalb von mir passiert. Am Ende bekomme ich, zu meiner Überraschung, gleich für den nächsten Tag einen Termin. Wie wunderbar, sonst muss ich hier nämlich oft 2 Monate auf einen Termin warten, weil die Leute einfach so gut sind.
JA zu sagen, hilft Stress zu reduzieren
In der Stresstheorie heißt es so einfach: „Die Situation an sich ist neutral. Erst deine Bewertung und die anschließende Reaktion darauf macht sie für dich zu einem Stressor.“
Der Chef, der dich kurz vor Feierabend noch um eine Information bittet, die OP, die vor dir liegt, die Präsentation, die du gleich halten sollst, all diese Momente sind neutral. Sie werden zum Stress, weil du in sekundenschnell überlegst: wie groß ist das Problem? Kann ich es bewältigen? Du kannst dir vorstellen, wenn du findest, der Chef spinnt doch, das von dir zu fordern oder du sicher bist, dass du die (von dir gut vorbereitete Präsentation) bestimmt falsch halten wirst, dann hast du Stress.
Vielleicht hilft dir mein JA. Ja, der Chef fragt nach einer Information. Und wenn du dir das erst einmal sagst, bekommt du die innere Freiheit, zu überlegen, wie du damit umgehen willst und bist nicht vom Stress gejagt. Du könntest ihn fragen, bis wann er die Info braucht. Oder was genau er braucht. (Dies ist übrigens ein Beispiel aus einem Coaching). Wie sich rausstellte, war der Chef völlig fein damit, die Infos am nächsten Tag bis mittags zu bekommen. Und der Umfang war so, dass es für meine Kund:in locker zu schaffen war.
Ja, ich habe eine Operation. Diese Haltung allein half meiner Klientin, verhältnismäßig entspannt mit der Situation umzugehen. Sie war, erzählte sie mir später, echt selbst verblüfft über sich und die Wirkung des „JA.“
Ich könnte noch so viele Beispiele bringen, wo das JA einfach entspannt und Möglichkeitsräume eröffnet, das merke ich gerade, wo ich schreibe. Aber es sollte für den Moment genügen, um dir einen Eindruck zu geben.
Bist du auch bereit, JA zu sagen?
Vielleicht hast du ja Lust, mein Wort des Jahres 2023 und seine tolle Wirkung für dich auszuprobieren. Schreib es einfach in die Kommentare.
Ich wünsche dir ein fantastisches Neues Jahr 2023. Deine Renate
Hallo Renate,
was eine positive Message, die da von dir rüberkommt 🙂 Dieser Ansatz und die Einstellung erinnert mich ein wenig an an Sabine Asgodom (ich habe vor ein paar Jahren ihre Bücher verschlungen, u.a. „Deine Sehnsucht wird Dich führen“, „Lebe wild und unersättlich“ ;-). Auch sie bekräftigt immer wieder, Dinge anzunehmen, sich FÜR etwas zu entscheiden … Worte wie soll/muss durch will/werde zu ersetzen und vielerlei mehr. Findet sich auch ganz viel im Bereich der Positiven Psychologie wieder.
Vielen Dank und … ich bin auf jeden Fall dabei – JA!
Hallo Silke, danke für deine Worte. Ja, die Positive Psychologie, die Haltung, die daraus entsteht und die Qualität, die das Leben dann bekommt, habe ich während meines Psychologiestudiums entdeckt.
Herzlichen Dank für die schöne, wertvolle Inspiration!!!
Mein Wort 2023 ist Selbstwirksamkeit…
Bis bald liebe Renate
Liebe Michelle, dein Wort tönt nach Kraft und Wirkung.
Der Artikel handelt von der Wahl des Wortes des Jahres 2023 durch die Autorin, welches „Ja“ lautet. Die Autorin erklärt, dass sie sich für dieses Wort entschieden hat, weil sie das neue Jahr mit einer positiven und offenen Einstellung angehen und neuen Chancen und Erfahrungen zustimmen möchte.
Die Autorin teilt ihre persönliche Erfahrung mit, wie das Sagen von „Ja“ zu einigen der prägendsten und lohnendsten Erfahrungen in ihrem Leben geführt hat, wie beispielsweise der Annahme eines Jobangebots, das zu einer erfüllenden Karriere führte. Sie betont auch, dass das Sagen von „Ja“ Angst machen kann und erfordern kann, aus der Komfortzone herauszutreten, aber dass die Belohnungen oft lohnend sind.
Der Artikel schließt damit ab, dass die Autorin die Leser ermutigt, die Kraft des „Ja“ in ihrem eigenen Leben zu nutzen und das neue Jahr mit Optimismus und Offenheit für neue Möglichkeiten anzugehen.
Insgesamt ist der Artikel eine positive und inspirierende Erinnerung daran, neue Chancen anzunehmen und das Leben mit einem „Ja“ anzugehen.
Liebe Unbekannte, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, meinen Blogartikel zu lesen. Oder was es ChatGPT?