Eigentlich war es mir schon im Oktober letzten Jahres klar. Es ist vorbei. Ein Kunde von mir schrieb mich an und bat mich, wie die Jahre vorher, 15 Termine für 2-tägige Workshops bereitzustellen. Und dann passierte Folgendes: Ich saß vor meinem leeren Kalender von 2021 und fand keinen einzigen freien Tag dafür. Das allein hätte mir schon zu denken geben müssen. Mein Kompromiss war, ihm 5 Termine geben, was sich im Grunde gar nicht gut anfühlte. Aber die Geschäftsfrau in mir sagte, das bringt ein Grundrauschen auf dem Konto, mach das doch einfach.
Hilfe, Kunde droht mit Auftrag
Dann passierte, was passieren musste. Der Kunde buchte tatsächlich verbindlich die ersten Termine. Eigentlich hätte ich vor Freude einen kleinen Stepptanz hinlegen müssen. Tat ich aber nicht. Ich nahm die Beauftragung nur zur Kenntnis. Auch das hätte mir was sagen können, hätte ich genau hingehört, was meine Seele mir da flüstert.
Es stellte sich dann heraus, dass man, aufgrund der aktuellen Weltlage, diese Workshops online durchgeführt haben wollte. Auch das hätte ich mich freuen können, weil mir so die Fahrzeit erspart blieb und ich etwas Neues lernen konnte. Ich habe, um den Auftrag durchführen zu können, ein neues System und einen 2. Bildschirm gekauft. Dann an einem Train-the-Trainer teilgenommen, und im Anschluss einiges an Zeit investiert, um virtuoser mit dem System umgehen zu können. Ich lerne ja gern, von daher dachte ich, das wird schon sein Gutes haben.
Ein weiterer Vorteil der Online-Workshops bedeutete auch, dass ich kein oft schlechtes Essen mehr in lärmender Umgebung in Werks-Kantinen essen müsste. Ich mag sehr gern frische und aromatische Speisen. Was dazu führte, dass oft Pommes mit Salat auf meinem Speiseplan standen, wenn ich in den Konzernen unterwegs ist. Fun fact am Rande – je südlicher der Konzern, desto besser das Essen in der Kantine.
In der Auseinandersetzung mit den Trainings, dessen Inhalte ich fast im Schlaf kenne, merkte ich, dass ich mir insgeheim wünschte, sie würden abgesagt werden. Es war, als wäre innerlich eine Tür zugegangen. Ich sah einfach keinen Sinn mehr darin, mit diesen Themen zu arbeiten.
Und, das Universum hörte mich – es wurden die bereits gebuchten Termine für März mit Bedauern abgesagt. So hatte ich einen Aufschub bekommen.
Ich räume aus, als gäbe es kein Morgen mehr
Ich bin seit gut 2 Monaten dabei, zu decluttern. Angefangen hat es mit Kleidung, dann mit Büchern, dann mit Trainings- und Fortbildungsunterlagen, dann mit digitalen Dateien und Fotos. Ich schaffe Platz und weiß auf eine Art noch nicht genau, wofür.
Plötzlich atmet mein Arbeitszimmer wieder, wo vorher alles vollgestopft war mit Papier und all den Unterlagen und Konzepten von über 12 Jahren.
Es fühlt sich so an, als wenn ich Identitätsschnipsel von mir, wie, die Trainerin, die Traumatherapeutin, der Teamcoach etc. so integriert habe, dass ich die äußeren Artefakte nicht mehr benötige. Das Schwerste beim Decluttern ist die emotionale Arbeit und z.B. mein Tenorsaxofon zu verkaufen ist ein Schritt, mit dem ich mir sage, ich werde vermutlich nie wieder in einer Jazzcombo spielen, es sei denn, ich überlege es mir die nächsten Jahre noch mal.
Es ist ein wenig Abschiedlich leben, ein Begriff, der dem Philosophen Weischedel zu gesprochen wird. Aus meiner Sicht ist es eine Lebenskunst, sich nicht an alles zu klammern und damit eine vermeintliche Sicherheit zu gewinnen.
Und im Rahmen des Ausräumens, was unweigerlich mit einem inneren Aufräumen einhergeht, wurde mir klar, dass ich dem Kunden kündigen muss. Zuerst schrieb ich an die Verwaltung der Trainings eine Mail, in der ich mich verabschiedete, allerdings zusagte, die bereits gebuchten 2 Workshops, sollten sie vonseiten des Kunden stattfinden, durchzuführen. Eine Kollegin, die auch diese Workshops für den internationalen Konzern durchführt, rief mich daraufhin ein wenig erschrocken an und wollte wissen, was mit mir los sei. Ich sei doch das Urgestein des Healthy Leadership. Warum ich denn gehen wolle.
Ich sagte ihr, ich wisse es eigentlich seit Oktober letzten Jahres, dass dieser Weg für mich, was die Trainings angehe, zu Ende ist. Aber so einfach eine Cash-Cow zu schlachten, die mich seit gut 10 Jahren mit füttert, macht man eigentlich nicht.
Meine Seele spricht klar und deutlich mit mir
Ich hätte aber in meinem Leben gelernt, auf mich und die Signale meiner Seele zu hören und das wäre die Konsequenz daraus, sagte ich ihr.
Ich möchte wieder mehr spirituell arbeiten, erzählte ich ihr, was sich unter anderem in meinem True Business Channeling zeigt. Es erscheint mir sinnvoll zu sein, Menschen zu ihrem wertebasierten Soul-Business zu begleiten. Und ich möchte mehr Zeit haben, die Vision Quests am Meer durchführen zu können.
Am nächsten Tag rief ich den Leiter von Corporate Health an, bedankte mich für das langjährige Vertrauen und informierte ihn über meinen Abschied. Er meinte, er hätte sehr gern mit mir gearbeitet, weil ich immer noch eine besondere Note, allein aufgrund meines psychologischen Grundverständnisses, über das Training hinaus, eingebracht hätte. 10 Jahre wären eine lange Zeit gewesen.
Ich war froh und erleichtert nach dieser Mail und diesem Gespräch. Ich will nicht leugnen, dass ich am Tag danach schon ein wenig das P für Panik in den Augen hatte. Aber dann legte sich alles in mir zu einer großen Ruhe und Klarheit hin. Es ist die richtige Entscheidung. Ich bin gesprungen, ohne genau zu wissen, wo ich landen werde.
Mir ist die Richtung klar. Und ich weiß, ich kann mir vertrauen. Und: meine Erfahrung ist, dass sich immer wieder, wie durch einen Wink des Universums, Türen für mich aufgetan haben.
In diesem Sinne übe ich immer mal wieder, mich in der Bodenlosigkeit des Seins zu entspannen und der Freude zu folgen.
Und, folgst du auch deiner Intuition und dem, was deine Seele dir sagt?
Liebe Rich,
Viele liebe Grüße ein sehr persönlicher und bewegender Beitrag- da fühlte ich mich gleich verstanden! Ich hab grad gegründet und räume ordentlich auf! 😀 der Freude folgen und Vision quest am Meer- ich Segel ja… sehr inspirierend das
Liebe Liane, ich gratuliere dir zu deinem Schritt. Es braucht Mut, eröffnet aber auch Türen, die vorher nicht sichtbar waren. Danke.