Vor einem Jahr habe ich geschrieben, ich würde Covid-19 nur C nennen, damit diese Erfahrung sich nicht so sehr in das Körperbewusstsein einschreibt. Heute kommen mir diese Gedanken ein wenig naiv vor, denn die Pandemie hat sich auf sehr vielen Ebenen in unser persönliches und kulturelles Gedächtnis eingebrannt. Welche Folgen das alles gesellschaftlich, wirtschaftlich, und auf der persönlichen Ebene haben wird, können wir im Grunde noch gar nicht absehen. Die Szenarien, die in den Think-Tanks angedacht und bald darauf in Serien bei Netflix umgesetzt werden, sind in der Regel wenig hoffnungsvoll.
Statt Utopien werden in den Think-Tanks Dystopien beschrieben
Die Dystopien, die sie beschreiben, sprechen von einem Untergang des kapitalistischen Systems, wie wir es in den letzten Jahrhunderten kennengelernt haben. Es wird, glaubt man dem Transfer der Prognosen vonseiten der Filmindustrie, nur wenige Reiche oder Machthabende geben, der Rest lebt unter erschwerten Bedingungen oder hat sich in die Natur, so sie noch da sein wird, zurückgezogen.
Ein interessantes Beispiel dieser Veränderung ist die Serie Snowpiercer. Die Welt ist aufgrund der Ausbeutung der Natur zu Eis erstarrt und das Überleben ist nur in einem Zug möglich, der gleich mehrere Klassen hat. Alle sitzen, wenn nicht im gleichen Boot, aber im gleichen Zug, in dem versucht wird, die erste Klasse, die sich die Tickets leisten konnte, optimal zu versorgen. Aber wie zu erwarten, kollabiert das System nach und nach.
Die Bedrohung der Welt lädt zu neuem Denken und Handeln ein
Andere Menschen fangen an, darüber nachzudenken, was wirklich sinnvolles und ethisches Handeln ist und wie sie in Zukunft leben wollen.
In der aktuellen Geo (2/21) gab es einen Artikel von jemanden, der, wie Thoreau, in die Wälder ging, um dort zu leben. Seine Motivation dazu beschreibt er folgendermaßen: „Er hätte das Gefühl gehabt, dass ein Müllmann oder eine Krankenschwester mehr sinnvolle Arbeit für die Gesellschaft leisten würden, als er selbst als Golflehrer“.
Meine aktuelle Erfahrung in der Begleitung von Menschen ist, dass viele auch diese Fragen bewegen:
Wie will ich leben? Wäre Minimalismus nicht auch etwas für mich, da dieser Lebensstil deutlich weniger die Ressourcen dieser Erde verschwendet?
Wie will ich arbeiten? Weniger, um mehr Zeit für die Gemeinschaft zu haben?
Wie will ich mich ernähren? Vegan oder vegetarisch – was ist sinnvoll bei der Form der Tierhaltung, die wir haben.
Ich kenne einige, die sagen, wie würden im Leben nicht mehr den „Wahnsinn der Geschäftsreisen“ mitmachen wollen und mal eben für ein 2-Stunden-Meeting nach New York fliegen.
Vielen wird gerade klar, dass das immer höher-schneller-weiter ein Ende gefunden hat und vielleicht auch finden muss, wenn die Menschheit insgesamt überleben will. Und dass sie es will, sieht man an all den Anstrengungen, die während der Pandemie angestrebt werden und worden sind, und sei es, in Rekordzeit einen Impfstoff zu entwickeln.
Mein Leben in meiner kleinen Corona-Blase
Wenn ich nicht gerade den neuesten Gedanken von Think-Tanks verfolge, dann baue ich in meiner kleinen Coronablase an meinem internationalen, spirituell geprägten Business, in der Hoffnung, dass die Utopie statt der Dystopie eintreten wird.
Aber, das machen wir ja gerade alle, das wir die Hoffnung auf Zukunft haben.
Am Anfang der Pandemie und des Lockdowns startete ich mit einem Freund zusammen das kostenloses Angebot „Coaching for Hope“, einem Beispiel, dem sich viele andere anschlossen.
Dann schrieb ich, weil ich mehr Zeit durch weniger Geschäftsreisen hatte, an meinem Buch „Neue Visionen für dein Business – 31 umsetzbare Inspirationen für die Wirtschaft von Morgen“, das Ende letzten Jahres erschienen ist.
Ich räumte auf, warf alte Trainingsunterlagen weg und merkte, dass sich so nach und nach mein berufliches Selbstverständnis, wer ich bin, wandelte.
Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, immer aus dem Koffer zu leben und als BahnCard die „Schwarze Mamba“ zu haben, die berechtigt, unendlich oft mit der Bahn fahren zu können, ohne etwas, über die Grundgebühr hinaus, bezahlen zu müssen.
Da ich schon vor 4 Jahren begonnen hatte, darüber nachzudenken, was die Digitalisierung für mein Business bedeutet, hat mich Corona nicht so kalt erwischt. Ich hatte schon Onlinekurse verkaufsfähig entwickelt und die nötigen Strukturen aufgebaut.
Mehr Zeit zu haben, hat auch dazu geführt, diverse Fortbildungen zu machen, die ich immer schon mal machen wollte. Ich habe noch mal was zum ethischen Verkaufen gelernt und festgestellt, dass ich vieles davon schon in meinem Money Booster Kurs integriert hatte.
Dann habe ich eine Channel-Medium-Ausbildung absolviert und gerade freue mich an der schamanischen Jahresgruppe der Foundation for Shamanic Studies zu „Change und Transformation“.
Ich verbinde in der Arbeit mittlerweile moderne Spiritualität, Persönlichkeitsentwicklung und Business-Strategie und trage so dazu bei, dass Menschen sich ihr Soul-Business erfolgreich auf- oder ausbauen können.
Was ein Soul-Business ist, das kannst du gern hier in meinem Blogartikel nachlesen.
Was vermisse und was ich nicht vermissen werde
Was Corona noch mit sich brachte, war das Erstaunen über Worte wie „Systemrelevante Berufe“, deren Wichtigkeit ich nur aus den Berichten über die Nazizeit kannte, oder das Wort Lockdown, der an den 7-Tage-R-Wert gekoppelt wurde.
Die eingereichte Klage, dass die anfänglich gefeierten Näherinnen eine Maske nicht Maske nennen zu dürfen, weil die mit dem medizinischen Produkt zu verwechseln wäre, was dann zu dem Wortungetüm „Mund-Nasen-Bedeckung“ führte, war dann nur eine der Merkwürdigkeiten, die diese Zeit mit sich brachte.
Von den gehorteten Dingen will ich gar nicht erst anfangen zu schreiben.
Das sind Dinge, genau wie das verzweifelte Gesicht des Verkäufers im Bioladen, der vor leergeraumen Regalen stand, die ich nicht vermissen werde.
Persönlich habe ich das Gefühl, ich komme mit der Situation recht gut klar, u.a. weil ich die Möglichkeit habe und nutze, in unsere Wohnung am Meer zu fahren. Meine Resilienz zeigt sich auch in meiner Kreativität und Neugier, die mich motivieren, mir neue, schöne Projekte auszudenken und auf den Markt zu bringen.
So ist auch das True Business Channeling entstanden, mit dem ich, im Business-Coaching, so der Kunde es will, starte, bevor wir in die Strategiebesprechung gehen.
Was ich vermisse ist das Reisen, aber auch da habe ich eine Lösung für den Moment gefunden. Ich überlege mir morgens, an welchem der vielen Frühstücksorte, an denen ich war, ich jetzt gern wäre und koche, so möglich, genau das Essen nach.
Und wenn wir schon beim Vermissen sind: Ich vermisse meine Freunde, gemeinsam auf dem Sofa abzuhängen, und vor allem, sich ungehemmt zu umarmen. Ich vermisse meinen Bruder, der für mich auf eine Art unerreichbar in den USA lebt.
Kultur in den vielfältigen Ausprägungen vermisse ich auch – meine gekauften Konzertkarten verblassen am Kühlschrank und meine Gutscheine fürs Kino gelten wohl bald nicht mehr.
Da ich ja so gern schwimmen gehe, gibt es für mich im Moment den Hoffnungsschimmer, dass womöglich im Sommer das Freibad wieder öffnen wird.
Und hier mein absolutes Geheimnis, was mich durch diese Zeit trägt
Es ist die Liebe, zu mir selbst, zu anderen, zur Welt. Und das ist, was aus meiner Sicht am Ende zählt.